7. Hals und Korpus
© M.Zollner 2004
7-16
Als dann 1960 der HW auf 5° anwächst, bemerkt man
"less sustain"
, und
"in the 1970s it was
increased to 7 . A lot of players at that time complained that the guitar sound became harsh
and had less sustain compared to the older models. The reason was of course the much
steeper angle of the neck".
Of course? Das Buch liefert Vermutungen, ohne Begründungen. In
der 5-seitigen Les-Paul-Historiographie werden so viele Detailänderungen beschrieben, dass
man meinen könnte, nur Saitenanzahl und Name blieben unverändert. Geändert wurden: Die
Bünde, Hals- und Korpusmaterial, der Halsquerschnitt, die Anzahl der Hals- und Korpusteile,
die Stegkonstruktion (mindestens 7 Varianten!), die Tonabnehmer
…
der Halswinkel war da
nur ein Detail von vielen! Mangels genauerer Daten werden aber solche Vermutungen
begierig aufgegriffen und verbreiten sich explosionsartig in der Gitarrenwelt. "Die alten Les
Pauls, inzwischen für sechsstellige Liebhaberpreise gehandelt, enträtselt: der Halswinkel
war's."
Lassen wir hierzu zwei Experten zu Wort kommen:
"Die ersten Gibson Gold-Tops hatten eine
sehr flache Halsneigung
…
Diese Anordnung ließ das Sustain leiden. So um 1953 wurde die
Halsneigung größer
…
sorgte für verbessertes Sustain
.
"
Soweit Bacon/Day im Les-Paul-
Book. Ganz anders schreibt Jun Takano in The Gibson:
"The angle of the neck joint was 1
when the Les Paul Model was introduced. The sustain of the guitar was very good because of
the shallow angle of the neck. In 1953, when the bridge was changed to a stud type, the angle
of the neck joint was altered to 3 . However, sustain was still good, because the neck angle
remained shallow."
Während Bacon/Day meinen, dass mit größer werdendem Halswinkel das
Sustain besser wird, vermutet Takano genau das Gegenteil:
"As the angle of the neck gets
shallower, the string tension
♣
gets lower and sustain gets longer."
Beide Autoren berichten
jedoch übereinstimmend über den Steg: Auch er wurde 1953 geändert, und somit gibt es
zumindest zwei potentielle Ursachen für Sustain-Änderungen.
Änderungen beim Halswinkel können zweierlei bewirken: Sie verändern die Geometrie des
Instruments, und damit dessen Eigenschwingungen, und sie können den stegseitigen Saiten-
Knickwinkel verändern. Aber: Der hängt von
zwei
Saitenteilstücken ab! Als ab 1954 mit Ein-
führung der Tune-O-Matic Bridge eine erneute Stegänderung anstand, konnte der Knickwin-
kel eingestellt werden und ward fürderhin nicht mehr dem Halswinkel ausgeliefert.
Da man den Hals einer 1954er Les Paul nun nicht probeweise herausreißen und unter ande-
rem Winkel einleimen will, bleibt nur das etwas dürftige
Fazit
: Über den Halswinkel gibt es
viele Spekulationen, da sollte nicht noch eine weitere hinzukommen. Lassen wir stattdessen
nochmals die Fachliteratur Revue passieren:
"Besonders gut ist der Klang, wenn der Halswinkel 3,5 beträgt. Man kann sagen, dass der
Ton bei 3,5 eher singend ist, bei 4 ist er fetter in den Bässen, dafür singt er nicht so."
Gitarrenbauer Thomas Kortmann, Gitarrist.net.
Nun hätten wir natürlich schon noch gerne
gewusst, wie's bei 3,6° klingt.
"Der Klang einer E-Gitarre wird vor allen Dingen von den
Saiten-Knickwinkeln bestimmt." E-Gitarren, S.89.
Das wird all jene freuen, die minderwertige
Tonabnehmer haben.
"Es wird häufig erzählt, Gibson habe mit dem neuen McCarty-Steg auch
den Halswinkel erhöht. Das ist ein Mythos, denn es stimmt nicht. Eine Les Paul mit Stud hat
den gleichen Halswinkel wie eine frühe mit Trapeze. Deutlich größer wurde der Halswinkel
erst 1955
…
und ein noch besseres Sustain war die Folge." G&B, Gibson-Sonderheft, 2002,
S. 15.
Ob das eine kausale oder temporäre Folge war, wird nicht näher spezifiziert.
♣
Wobei die Spekulation über die Saitenspannung sicher keine physikalische Grundlage findet: Bei unveränder-
ter Saite hängt die Tonhöhe nur von der Saitenspannung ab – diese bleibt folglich unverändert.